What’s real? Rationalität, Unwissenheit und Moderne.

Wir, die reflektiert Hochgebildeten, denken ja immer, Rationalität, Wissen, Wissenschaft, Distanz und Reflektion wären der Schlüssel zur Zukunftsbewältigung. Das muss aber nicht sein. Im Gegenteil, das Gefühl, alles vorhersehen zu können, kann auch große Lähmung hervorrufen, Ohnmachtsgefühle. Weil die Vielzahl der Optionen den Einzelnen überfordern, ratlos machen, Wissenschaft in Zeiten des Umbruchs eben keine Sicherheit geben, weil alles so, aber auch anders sein kann. Und weil es eben gute Gründe dafür gibt, anzunehmen, dass weder Familie, noch Nation, noch Politik Sicherheit und Garantien geben kann.

Vielleicht ist zuversichtliches Draufloswursteln, nicht ganz weit nach vorne denken, ein resistentes Selbstbewusstsein die bessere Aufstellung, um Zukunft zu bewältigen.

Womit wir, wen wundert’s, bei der Politik sind. Parteien, die so tun, als ob sie eine Lösung für alle Zukunftsfragen haben, sind nicht glaubwürdig. Weil ohnehin jeder weiß, dass Zukunft nicht berechenbar ist. Und weil es wichtiger wäre, dass die Führungsmannschaft persönlich glaubwürdig ist.

Und da sieht es schlecht aus bei der Opposition. Der Steinbrück ist auf einmal nicht mehr der Steinbrück, der er vorher war. Das Programm, das er vertritt, auch nicht. Wir soll in diesem Nirvana von Person und Programm in durchkommen sein? Viel besser wäre es doch gewesen, mal darüber zu reden, wie die Welt ist und wie wir gut durchkommen.

Und die Grünen? Das sind die neuen Cleverles. Die finden für alles eine Lösung, konfliktfrei versteht sich. Hartz IV hätten sie anders gemacht, ohne Härten, das war unfein so, Gesellschaft wird so ganz sanft auf Kurs gebracht. Die große Transformation, die wir brauchen, um Zukunft machen zu können, also, dass es der ganzen Welt so gut geht wie uns, aber dass wir alle zusammen nur noch die Hälfte der Ressourcen brauchen (oder ein Drittel), das wird die Gesellschaft machen, angeleitet durch die Klugheit der Politik, die Weisheit ihrer Vertreter. Und, ja, etwas mehr Abgaben der oberen 10 Prozent.

Klingt diese Geschichte noch glaubwürdig? Nee. Die große Finanzkrise ist auch nicht nur durch die Märkte entstanden, sondern auch dadurch, dass der Politik, in dem Fall, der amerikanischen, die Lösung des ökonomischen Schwächelns durch Hauskredite an wenig Zahlungskräftige eine Lösung schien. Ehrlichkeit, auch seitens der Politik, wäre da schon was.

Vielleicht würde es ja helfen, wenn die Politik auch mal offen sagen würde, dass es nicht DIE Lösung gibt, sondern ein behutsames Vortasten, währenddessen sich alle auf ihre Verantwortung besinnen können und so Mehr Bereitschaft zum gemeinsamen Handeln entsteht.

Wer den scheinbar langweilig belanglosen Reden von Merkel zuhört, der spürt diesen Impuls. Müntefering meinte mal, Angela Merkel wäre eine gute Pilotin, sie würde das Flugzeug sicher landen, man wüsste nur nicht, wo man dann rauskommt.

Der Satz beinhaltet möglicherweise mehr Wahrheit als Münte dachte. Wenn heftige Stürme toben, ist es möglicherweise sicherer, man konzentriert sich auf gute Steuerung und prüft, wo der beste Flughafen für eine Notlandung liegt.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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