Und noch Eins: Die nächste Bankenkrise kommt bestimmt. Und damit der nächste Erpressungsversuch.

Aus dem Handelsblatt:

Neue Finanzkrise würde Steuerzahler überfordern

Im Falle einer weiteren schweren Krise des Finanzsystems müssten französische Geldhäuser mit etwa 240 Milliarden Euro Steuergeld rekapitalisiert werden. Extrem hoch wäre der Kapitalbedarf auch in Großbritannien und Deutschland.

Thomas Hanke | Paris | Mittwoch, 16. Oktober 2013, 20:00 Uhr

Vor Horrorszenarien haben die Forscher der französischen Business School IESEG offenbar keine Angst. Die Wissenschaftler haben durchgerechnet, was passieren würde, wenn eine weitere schwere Krise das Finanzsystem erschüttern würde. Das Ergebnis der Studie fällt erschreckend aus, vor allem für die französischen Geldhäuser.

Sollte es noch einmal zu massiven Verwerfungen an den Finanzmärkten kommen, müssten die französischen Steuerzahler ihre Banken mit fast 240 Milliarden Euro rekapitalisieren. Das entspricht 11,7 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, was der höchste Wert in der EU ist, noch vor Zypern.

In absoluten Zahlen folgt allerdings an zweiter Stelle Großbritannien mit einer Kapitallücke von 147 Milliarden, vor Deutschland mit 121 Milliarden Euro. Die Berechnungen der IESEG beruhen auf Daten der Stern Business School in New York, des Center for Risk Management in Lausanne und der Brüssler EU-Kommission.

Kurz vor der bevorstehenden Überprüfung der Bilanzen der großen Geldhäuser in der EU durch die Europäische Zentralbank stellen sich viele die Frage, welche Institute möglicherweise frisches Kapital brauchen. Allerdings gibt die IESEG-Studie noch keine direkten Hinweise auf möglicherweise problematische Aktiva in der Bilanz der einen oder anderen Bank.

Professor Eric Dor, der die Studie erstellt hat, definiert eine schwere Krise als einen Absturz der Bankaktien um bis zu 40 Prozent während eines Zeitraums von sechs Monaten. Als Grundlage für den Kapitalbedarf ziehen die französischen Forscher die Kernkapitalquote der Institute heran. Diese soll bei den europäischen Geldhäusern bei mindestens acht Prozent liegen.

Schaut man sich die einzelnen großen Institute an, wäre die britische Barclays Bank mit einem Kapitalbedarf von 94,8 Milliarden Euro am härtesten betroffen, vor der Deutschen Bank, der 82,9 Milliarden Euro fehlen. Mit einer Lücke von 82,6 Milliarden Euro liegt die französische Crédit Agricole praktisch auf einer Höhe mit dem Konkurrenten aus Frankfurt. Den vierten Platz teilen sich die französische BNP Paribas und die Royal Bank of Scotland mit einem Kapitalbedarf von jeweils 61 Milliarden Euro.

Frankreich wird zu einem besonderen Problemfall, weil seine Banken im Vergleich zur gesamten Volkswirtschaft sehr groß sind und ihre Verschuldung relativ hoch ausfällt. Die IESEG-Studie weist darauf hin, dass eine Kapitalspritze in Höhe von zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung eines Landes jeden Staatshaushalt überfordern würde. Der europäische Stabilisierungsfonds ESM würde ebenfalls nicht ausreichen, um die nötigen Mittel für die Rettung der Banken aufzubringen.

Auf jeden Fall müssten deshalb die privaten Gläubiger an erster Stelle die Verluste tragen, fordert die Business School. Eine Forderung, die auch die Bundesregierung in den Verhandlungen über eine Bankenunion in der EU immer wieder gestellt hat.

Von einer nach wie vor angespannten Lage der französischen Banken zeugt auch die Ankündigung des Geldhauses Natixis, weiteres Personal abzubauen. Die Tochter der Volksbanken- und Sparkassengruppe werde in Frankreich 700 Arbeitsplätze streichen, gab das Institut am Mittwoch bekannt. Harte Entlassungen würden vermieden, man setze auf Frühpensionierungen. Weltweit solle der Personalplan bei einer Zahl von 15.000 Mitarbeitern stabilisiert werden.

Dieser Artikel wurde Ihnen aus der ‚Handelsblatt Live‘-App für das iPad versendet.

Holen Sie sich die App unter: http://apps.handelsblatt.com/live-app/

(c) Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Nutzungsrechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

Schreiben Sie einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .