Sarrazin und die Folgen

Man durfte gespannt sein. Wie geht die Politik mit den eugenischen Wahnsinn von Thilo Sarrazin um? Ein Blick in die heutigen Medien zeigt, dass die Hoffnung noch nicht ganz verloren ist. Mehr aber auch nicht.

Was positiv ist: Alle Politiker haben offensichtlich verstanden, dass der angestrebte Rauswurf Sarrazins bei der Bundesbank nicht die finale Lösung ist.

Klaus Wowereit plädiert für eine Kita-Pflicht, na ja. Ist gegenüber Mitmenschen, denen die Familie das höchste aller Güter ist, eine Zwangsenteignung der Kinder das richtige Mittel? Ich glaube nicht.

Merkel und Wulff plädieren für Sachlichkeit, ok. Im übrigen kann man an diesem Beispiel und dem Gleichklang sehr gut reflektieren, welch rapiden Glaubwürdigkeitsverlust das Amt des Bundespräsidenten erleidet, wenn er sich in selben Zeittakt auf die Hektik des politischen Alltags einlässt. Dann kann man sich das Geld für den Herrn auch gleich sparen.

Auch inhaltlich macht er keine gute Figur. Deshalb nämlich, weil er, so Berliner Zeitung vom 4.9. diese In Schutz nahme mit folgendem Satz begründet: „Die Mehrheit neu angekommener Bürger nimmt erfolgreich an Integrationskursen teil.“ Mit dem Satz wurden zwei der grossen Politikerreflexe befriedigt: Reflex eins, sich selber zu bestätigen, man mache schon alles richtig.
Und Reflex zwei ist, das Stöckchen zu heben und die „neu angekommenen“ Bürger darüber springen zu lassen. Das Stöckchen hat einen Namen. Es lautet Integrationskurse.

Ist das alles, was wir von Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen wollen? Das deutsche Pflichtprogramm? Da sollte der Bundespräsident doch mal nachdenken. Zeit dazu hat er ja.

Wichtiger noch als das, was biodeutsche Politiker zu der Frage sagen, wäre es, zu hören, wie Menschen, die die Rezeption dieser Frage aus Sicht der Adressaten beurteilen können, diese Frage beantworten. Da fehlt halt eine Stimme. Oder mehrere.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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