Rauchende Colts. Was sich in der Ukraine auch tut

Würde ein Tiefenspychologe ermitteln wollen, was für die USA richtiges Handeln auf Weltniveau bedeutet, würde er unmittelbar auf die amerikanische Entstehungsgeschichte zurückgeworfen. Es geht um rauchende Colts, es geht darum, sich durchzusetzen, es geht darum, als siegende Mehrheit (oder Minderheit) Regeln durchzusetzen, damit man sich selber nicht an die Gurgel geht. Ethische Minimalausstattung.

So auch in der Ukraine. Die europäischen Bürger denken immer, es geht um Freiheit und Bürgerrechte. Das ist das Oberflächengeplätscher. Darunter geht es um handfeste Interessen. Und erst, wenn der Westen ein offenes Verhältnis seiner eigenen Werte und seiner Interessen hat, kann er glaubwürdig handeln.

Also, Mädels und Jungs, den Colt wieder rein, die Scheckbücher weg….. Schöner Traum. Die Alternative dazu: Europa macht Politik auf eigene Rechnung. Fck the US…..

Dazu das Handelsblatt von heute, 26.2.2014:

Stimmt es, dass ….

…die Opposition in Kiew vom Ausland aufgebaut wurde?

Putin denunziert die Demonstranten vom Maidan als vom Ausland bezahlte Agitatoren. Die USA liefern ihm viele Gründe dafür.

Norbert Häring | Dienstag, 25. Februar 2014, 20:00 Uhr

Es fällt nicht leicht, dem russischen Fast-Diktator Putin in Sachen Demokratie recht zu geben. Putin kritisiert, der Sturz einer frei gewählten und legitimen ukrainischen Regierung sei statt durch Wahlen durch eine vom Ausland unterstützte außerparlamentarische Opposition herbeigeführt worden. Seine Kronzeugin ist Victoria Nuland, Staatssekretärin für Europa und Eurasien im US-Außenministerium.

Anfang Februar diskutierte Nuland in dem berühmt gewordenen Fuck-the-EU-Telefonat mit dem US-Botschafter in der Ukraine darüber, wer in der künftigen Regierung vertreten sein sollte. Die Tonalität war nicht die eines Beobachters oder Vermittlers.

Bereits am 13. Dezember trat Nuland vor Mitgliedern des US-Ukraine Business Council auf, im Rahmen einer Veranstaltungsreihe, die laut Council, gesponsert wurde von ExxonMobil, Chevron, Monsanto, dem ukrainischen System Capital Management, GlobalLogic und Coca-Cola.

Sie teilte stolz mit, dass die USA mehr als fünf Milliarden Dollar ausgegeben haben, „um die Ukrainer zu unterstützen, als sie ihre demokratischen Fähigkeiten und Institutionen aufbauten, als sie bürgerliche Teilhabe und gute Governance voranbrachten, welche Vorbedingungen sind, damit sich die europäischen Hoffnungen der Ukraine erfüllen.“

Nun gebe es hochrangige Amtsträger in Regierung, Unternehmen, der oppositionellen Bürgergesellschaft und der Religionsgemeinschaft, die an die europäische und demokratische Zukunft für ihr Land glaubten. Diese hätten hart gearbeitet, um ihr Land und den Präsidenten in die richtige Richtung zu steuern.

Ersetzt man die Euphemismen durch realpolitisch ehrliche Begriffe, sagt sie genau das, was Putin dem Westen vorwirft. Auf dem im Internet zugänglichen Video, auf dem ein großes Chevron-Logo neben Nuland heraussticht, beschließt diese ihre Rede mit der Aufforderung an die Sponsoren, weiter an ihrer Seite zu stehen, „während wir die Ukraine in die Zukunft führen, die sie verdient“.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs jährt sich zum 100. Mal. Ich stimme dem ehemaligen US-Finanzstaatssekretär Paul Craig Roberts zu, dass ökonomische und machtpolitische Vorteile es nicht wert sind, eine waidwunde Großmacht so in die Enge zu treiben und einen Krieg zu riskieren.

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Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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