Nicht links, nicht rechts. Vorne! Warum ein alter Gedanke für die Grünen neue Nahrung erhält.

Jetzt rüsten sie wieder. Die Grünen, in Rheinland-Pfalz gerupfte Wahlsieger von Baden-Württemberg suchen eine bundesweite Aufstellung. Am Wochenende ist kleiner Parteitag. Michael Kellner hat sich frühzeitig in Stellung gebracht, Mathias Wagner, der den Laden in Hessen zusammenhält, hat geantwortet  Aber worum geht’s 

 

 Die Grünen suchen eine Aufstellung. 

 
Krass, oder? In einem Land die größte Partei zu werden, im anderen völlig abzusacken, im dritten sich tapfer zu schlagen. Just One Day! 
 

Und bundesweit? Michael Kellner versucht’s auf die „TIT FOR TAT“ Art. Ihr, Spätzlesgrüne, habt gedurft, wir haben stillgehalten, jetzt wird das umgekehrt buchstabiert. Ihr seid ruhig, damit wir unsere stabilen 8 Prozent Ergebnisse einfahren können. 
Mathias Wagner hat recht, wenn er dem widerspricht. Geht’s noch? Könnte mal jemand darüber reden, warum die Spätzlesgrünen erfolgreich sind. Und die anderen nicht?  
 
Es ist die Person, ja. Ohne Winfried hätte das nicht geklappt. Aber Winfried alleine hätte es auch nicht geschafft. Das Feld war bestellt. Die Arbeit von Jahrzehnten. 
 
Einige Schlagworte:  
 

Be Different! 

 Baden-Württemberg hat von Anfang an einen nüchtern sachlichen Kurs in der Flüchtlingspolitik gefahren. Zu Beginn angefeindet galt der Spruch: Entscheidend ist, was hinten rauskommt. Europa, Deutschland kann nicht das Flüchtlingsproblem der Welt retten. Aber es kann Haltung zeigen. Aber nur, wenn die Kommunen, wenn die Bürgermeister, wenn die Mehrheit der Menschen mitmacht. 
So geschah es! 
 

Be sober! 

 Nüchternheit, das ist es, was die Menschen suchen. Angela Merkel ist nicht ohne Grund Deutschlands beliebteste Politikerin. Dem Wolkenkuckusheimgerede der Politik setzt sie ein nüchternes „Wir schaffen das“ entgegen. Wir schaffen das, wenn auch nicht ohne Blessuren. Wovon die Menschen in Ihrer Mehrheit die Nase voll haben, ist eine Politik, die verspricht. Aber nicht liefert. 
Nicht, weil sie nicht liefern kann. Sondern, weil die Verhältnisse nicht so sind. Und weil das längst die meisten ahnen. 
Nur: Die Politik spricht nicht drüber! 
 
Europa ist im Selbstbehauptungs-, Selbstfindungs- und Selbstertüchtigungsmodus. Einerseits sind westliche Werte gefragt, Freiheit, Meinungsfreiheit und Liberalität, andererseits sind wir selbst mit unseren Ängsten konfrontiert. Guantanamo ist Unfreiheit, Wasser auf den Mühlen militanter Militaristen, die willfährige Mitzulassenschaft Europas ist Sinnbild ihrer Unentschlossenheit. 
 
Ist der Westen, die einzige Chance einer älter und kleiner werdenden Kultur, Vorbild genug, um im globalen Wettstreit mithalten zu können?
Und ist Europa mit seiner verzwickten Gremienkultur, einem Overload politischer Prozesse, schnell und stark genug, sich dem Wettbewerb zu stellen?
 
Auch dem Binnenwettbewerb. 
Dem Wettbewerb mit dem Silicon Valley, aber auch mit aufstrebenden Volkswirtschaften Asien. Und militanten Selbstbehauptungseliten der Erdöl-Länder?  
 
Sind unsere Politiker bereit, Führung zu übernehmen. Führung in Zeiten, in denen die Lösungen nicht länger durch mehr Geld zu erreichen sind?  
 
Führung übernehmen heißt nicht, Gerechtigkeitsstandards sausen zu lassen, auf Neoliberalismus zu setzen und kalt einen mitfühlenden Kapitalismus a la FDP zum predigen. 
 
In schwieriger werdenden Zeiten geht es darum, Kräfte zu mobilisieren. Kräfte aus der Gesellschaft. Neue Ideen, neue Geschäftsmodelle, neue Erfolge, neues Engagement. Muss Politik tatsächlich immer ein Modell favorisieren? Sind gemeinnützige, nicht profitorientierte Modelle tatsächlich immer die besten? Oder sind sie nicht oftmals gut gemeint, schlecht gemacht? Zu langsam, zu wenig „Addicted for Success“, auf Erfolg programmiert?
Müsste nicht die Rolle der Politik, ja, auch und GERADE grüner Politik eine Haltung der Ertüchtigung sein? 
 

Gut ist, was voranbringt. Und Verantwortung fürs Ganze zeigt. 

 
Die Panama-Akte hat wieder einen tiefen Blick in die Unmoral der Welt gegeben. Aber wäre es nicht gerade ein grünes Anliegen, diejenigen zu mobilisieren und anzusprechen, die einen fairen Kapitalismus mit klaren Spielregeln und Wettbewerb favorisieren. Und das nicht nur sonntags, sondern auch in Taten. Im Alltag.  
 

Be Design Actor! 

Wir leben in Zeiten des Umbruchs. Warum organisieren die Grünen nicht diejenigen in der Gesellschaft, die den gesellschaftlichen Wandel mit ihnen entwickeln und gestalten wollen. Das sind, sprechen wir es aus, nur manchmal (und vielleicht vor allem rückwärtsbetrachtet) NGOs, Zivilgesellschaft. Möglicherweise ist es viel wichtiger, die gesellschaftliche Veränderung durch disruptive Strategien voranzutreiben. Nicht der Automobilstandort Deutschland hat das erste 320 km-Elektrofahrzeug entwickelt, sondern der technologische Neuling Tesla. 
Chapeau! Warum hat Matthias Wissmann,dienstbarer Geist im Zeichen der Automobile, dieses „Weiter So“ zugelassen? 
VW ist nicht die Deutsche Automobilindustrie. Aber aus dem Blickwinkel des Jahres 2025 betrachtet, könnte das Jahr 2015 zum Tipping Point einer zu lange auf China und andere Länder blickenden Autoindustrie werden.  
 
Was ist die grüne politische Antwort auf die Tesla-Herausforderung? 
Um es mal positiv auszudrücken: Die Grünen haben als einzige Partei das Zeug, die Deutsche Regierungspartei des 21. Jahrhunderts zu werden. Sie haben kaum Altlasten, sie repräsentieren die gebildeten, gut verdienenden und  reflexiven, nach vorne blickenden Teile der Gesellschaft. Aber muss man die tatsächlich mit dem Tranquilizerbrei eines ökologischen Umbaus quälen? Wissen sie, und wir, nicht längst, dass die Welt nicht am deutschen, auch nicht am grün-deutschen Wesen genesen wird, auch nicht an grünen Umbauplänen, sondern dass auch Grün, auch Deutschland, auch Europa in einen globalen Chancenwettbewerb eintritt.  
 
Ausgang offen.  
 
Wäre es nicht mal Zeit, dass die Grünen, im eigenen Interesse, verstehen, dass ihnen die Welt offen steht. Wenn Sie darauf verzichten, als diejenigen aus der Mitte der Gesellschaft die Simulation der Hartz IV-Empfänger darzustellen. Da gibt es andere, die das viel besser können.  
 

Global Chance Agent, wär‘ das was? 

Aber ihre Papiergläubigkeit und bis zum Sonnenuntergang reichende Abwägungsmentalität, die müssten sie schon über Bord werfen. 
Der besseren und erreichbaren Ergebnisse wegen! 
 
PS. Das ist übrigens keine Realo gegen Fundi Strategie! Das ist ein Appell, die eigene Wahrnehmung zu überprüfen. Und sich gemeinsam besser aufzustellen. Und sich, endlich und selbstbewusst, auf Erfolg zu programmieren!

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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