Die Sache Hoeneß. Und Wir.

Die Hoeneß Geschichte im Spiegel 18/2013 hat es in sich. Sehr zum Lesen empfohlen besonders für Grüne und andere Gutmenschen.

Warum? Es geht darum, die Widersprüchlichkeit des Menschen zu begreifen, Motive und Triebkräfte, Widersprüchlichkeiten, im Hintergrund mit der Frage, was eigentlich Gesellschaft treibt, wer dabei eigentlich welchen Anteil hat, welche Verdienste, welche Kollatoralschäden er dabei anrichtet. Und wie man auf den Trümmern der Geschichte etwas Neues aufbaut. Sicherheiten auf unsicherem Untergrund, Abgrenzungen zwischen Privatem und Öffentlichem. Was in unserer Gesellschaft nicht so einfach ist.

Die Geschichte des Uli Hoeneß ist auch die Geschichte eines Aufsteigers, eines Getriebenen. Das sind die, die ein Land braucht, weil sie es voran bringen. Und das sind die, die, von Ausnahmen wie Gerhard Schröder, Joschka Fischer und Dany Cohn Bendit mal abgesehen, ganz anders sind als die Mehrheit derer, die Politik machen und immer wieder Verständigung, Verschriftlichung, Absicherung suchen.

Ein Unternehmer, und wir unterscheiden hier den Unternehmer sehr deutlich vom Manager, einer auf Zeit, und, wenn es um Großunternehmen geht, auch unter Vollkaskobedingungen, eingekauften, beschäftigten Führungspersönlichkeit, die die angetragenen Aufgaben übernimmt, auf Zeit erledigt und bei Nichtgefallen ausscheidet. Diese bezeichnen sich gerne als die Elite, was in jedem Falle durch das Einkommen definiert ist, nicht immer durch die visonäre Kraft oder Weisheit ihrer Entscheidungen.

Unternehmer sind Getriebene. Bei Uli Hoeneß sehen wir, dass der Typus Unternehmer auch Manager sein kann. Er handelt auf eigene Rechnung, sowohl beim FC Bayern, als auch in der Wurstfabrik, deren Inhaber er ist. Oder beim Zocken an der Börse, auch wenn das Anschubkapital, wie kurios, dabei von Dritten kommt (die Rahmenbedingungen lassen wir jetzt mal weg).

Solche Unternehmertypen sind es, die Unternehmen, Ländern, Volkswirtschaften nach vorne befördern. Piech von Volkswagen wäre da auch ein ähnlich besessener, ebenso Steve Jobs, der aus Apple ausstieg, mit Dreamworks und NEXT zwei weitere Unternehmen gründete, unendliche Menschen verschlissen hat, um dann letztlich wieder zu seinem Traumunternehmen, Apple zurück zu kehren und dieses erfolgreich zu machen.

Menschen wie Uli Hoeneß oder Steve Jobs sind hoch politisch. Weil sie durch Einzelleistungen die Volkswirtschaften, das ist der Motor, der das Modell Sozialstaat treibt, voranbringen. Politik, Gesellschaft muss darüber nachdenken, wie sei solchen Menschen Freiräume lässt, so zu sein, wie sie sind, sich zu entfalten, wie sie sind (und sie sollte darüber nachdenken, wie noch mehr Menschen „ihr Ding machen wollen“). Nicht umsonst sind die USA noch immer ein vom Aufstiegswillen getriebenes Land, Millionen von Einwanderern, oftmals Illegale, landen an, um ihr Glück zu machen. Oder zu verglühen. Und mit solchen Modellen von Volkswirtschaft konkurriert das europäische Gesellschaftsmodell, ein eher statischer Ansatz, der in bestehenden Beziehungen denkt und entscheidet, nicht immer neuen Dynamiken.

Im Denken und Handeln von Politikern kommen solchen Menschen nur am Sonntag oder bei Ordensverleihungen vor. Sie kommen zu wenig bei der Frage vor, was Politik machen kann, um Gesellschaft so zu belassen, dass eigenwillige Unternehmer ihr Ding machen können, aber nicht zu weit hoch kommen (sprich, die Organisationen nicht zu groß werden können), dass diese Zocker, das sind sie dann letztlich auch immer, das Ganze aus dem Anker heben können. Wir kennen die Rede von der Systemrelevanz der Unternehmen, Banken, Großunternehmen, die dann das Ganze binnen weniger Tage ins Aus stürzen können.

Aufsteiger haben stärkere Motive, aber weniger Loyalitäten. Uli Hoeneß, das kommt in diesem Beitrag sehr schön zum Vorschein, hat für sich eine durchaus ernst zu nehmende soziale Verantwortung entwickelt. Er ähnelt in diesem etwas dem Mafiaboß, der für seine Schutzbefohlenen Schutz gibt. Wir brauchen, das sollten wir, auch wenn Uli Hoeneß jetzt vor Gericht kommt, zu Recht vor Gericht kommt, solche Menschen, Typen. Das sollten wir nicht vergessen. Aber möglicherweise ist es angesichts der Vielzahl gefallener Helden aus Politik und Wirtschaft an der Zeit, diese vom Sockel zu holen.

Die griechischen Götter hatten ja auch alle ihre Macken.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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