Die Kraft der Rede. Der Claudia Roth

Nicht immer lohnt sich der Besuch von Parteitagen. Sie dienen der Selbstbestätigung der Parteien. Aber manchmal kann man schon studieren, wie eine Rede die Stimmung verändern kann, zum Beispiel die Rede der Claudia Roth.

Erst einmal. Nicht jeder kann von Null auf Hundert in einer Sekunde. Claudia Roth schon. Gut, am Anfang ein bißchen arg, das beste Wahlprogrammm jemals habe die Basis nochmal besser gemacht. Und es gehe um die Ablösung der schlechtesten Bundesregierung aller Zeiten. Schwarz-weiss. Dann, fünf Minuten später geht sie zum Angriff über. So viel Beifall hatte kein Jürgen Trittin, keine Katrin Göring-Eckardt. Zu Recht.

Das kommt deshalb, weil sich beide in die Tiefen programmatischer Verästelung verlieren. Weil sich die Wahrnehmung auf die Wahrnehmung der Berliner Bühne beschränkt. Wo bleibt die Grundaufstellung, die politische Haltung? Die Ökopartei redet fast nur noch über Steuerpolitik und soziale Fragen. Die Gefahr polit-technokratischer Lösungen. Kleinteiligkeit statt Wahrnehmung der tatsächlicher Situation der Menschen, des Landes, Europas in einer sich verändernden Welt. Verankerung in Hier und Jetzt UND Orientierung nach vorne. Dialog mit dem Menschen, Mobilisierung der Kraft, des Selbstbewusstseins, des Mittuns der Menschen.

Der Unterschied: Lust, Leidenschaft und Haltung. Schöne Bilder, das Leben ist viel zu bunt, um immer nur schwarz gelb zu sehen, die Amigowirtschaft des CSU Fraktionsvorsitzenden, bei ihr werden die beschriebenen Bilder und Personen lebendig.

Damit hat sie eines, was in den Vortagsreden gefehlt hat. Das Reden aus dem Hier und jetzt, das Aufgreifen von Gefühlen und Wahrnehmungen der Menschen, die dieses „sowohl als auch und dann auch wieder nicht“, der diese ungefähr Regierung schon lange überdrüssig sind und die Orientierung an Personen mit Abhaltung suchen.

So kann es gehen. Und so kann die Spitzenkandidatinnenkandidatin, die sich getraut und gewagt hat, weil sie ernst machen will mit Frauen und Männern an der Spitze, so zeigt eine auseinandersetzungsfähige Parteivorsitzende, wie wichtig sie weiterhin ist.

Sigmar Gabriel hatte es schwer. Gebracht hat er es dann aber doch. Mit einem Zitat von Herrmann Flach. Mit dem Verweis, dass Liberalismus seine Heimat nicht in der FDP hat. Sondern dass Liberalität, verstanden als Freiheit vor den Übergriffen von Markt und Staat, ihre Heimat bei SPD und GRÜNEN haben.

Das ist ein Anspruch. Und macht den Wahlkampf zu einer spannenden Auseinandersetzung darüber, mit wem und mit welchen Mitteln Deutschland und Europa ihren Weg ins Morgen findet.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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