Fangen wir damit an, was nicht hilft: Das ist ein bißchen rumreformieren, fast egal in welche Richtung.
Europa wird mehr und mehr kritisch gesehen, auch in Deutschland. In anderen Ländern ist das schon länger und noch viel stärker der Fall. Warum ist das so.
Meine These: Der antieuropäische Geist wird im Wesentlichen vom Unmut und von der Angst vor Veränderung gespeist. Und Veränderung kommt von draußen, der Welt, vor der man sich und sein Umfeld abschotten möchte. Abschottung ist national oder teilweise noch kleinräumiger. Man kann sagen, wenn Unsicherheit droht, rotten sich Menschen in den Gruppen zusammen, die sie kennen. Das ist immer noch die Herkunft, die Region, die Nation.
Und starke Männer, die ihnen die Angst nehmen.
Wenn die Europäer, also die führenden, die Krise Europas weiterhin als institutionelle Krise begreifen, werden sie scheitern. Es ist eine Frage der Haltung.
Wenn die verunsicherten Europäer wahrnehmen, dass sie Menschen mit Haltung an der Spitze Europas haben, und nicht Hasenfüsse, Kompromisssucher, Klein-Klein Fummler und „gibst du mir das, dann gebe ich dir das“ Schacherer, dann wäre da viel Luft raus.
Nur: Woher nehmen und nicht stehlen?
Die europäische Haltungsfrage ersetzt im Übrigen nicht die institutionelle Reformfrage. Sondern sie ist die Begleitmusik. Natürlich muss sich Europa, also das institutionelle Europa, Gedanken machen, wie das alles weiter geht. Wie Europa leistungsfähiger wird, wie es seinen Zusammenhalt organisiert.
Ein erster Schritt wäre meines Erachtens, dass man den Europäern endlich mal reinen Wein einschenkt. Sprich, dass man stolz darauf ist, Europäer zu sein (das sind nämlich viele) und dass die Politiker die Aufgabe haben, Europa stark zu machen im Kampf, in der Auseinandersetzung mit anderen Kontinenten und Ländern. Die Politik darf nicht den Eindruck erwecken, sie könne Europa ohne die Europäer machen, dann lehnen sich die Menschen zurück. Es muss die Menschen für ein starkes Europa gewinnen. Und für den Gedanken, dass sich Europa jeden Tag neu bewähren muss.
Wie wir alle im übrigen.