Zukunft neu denken. Für eine gesellschaftspolitische Perspektive jenseits des Unternehmens Gemeinwesen.

Die derzeitige Form der Politikinszenierung ist an ihre Grenzen gestoßen. Angeleitet von den allgegenwärtigen Unternehmensberatern ergeht sich die Politik in einer alternativlosen Reproduktion ökonometrischer Allgemeinplätze. Die wichtigsten: Wettbewerb, Evaluation, Benchmarking, Prozesssteuerung, usw. usw.

Längst hat der gewählte Souverän, die Politik, die Position des Feldherrn verlassen und die strategische Kriegsführung und deren taktische Ausgestaltung den Hohenpriestern der globalen Wissensgesellschaft, McKinsey und Co. übertragen. Politik beschränkt sich auf die Verkündigung des Planes und die Inszenierung seiner selbst als Helden.

Frei nach dem Motto „Nach uns die Sintflut“ haben sich alle einer reflektionslosen Vorwärts-Rhetorik verschrieben. Der Staat, ein Unternehmen, die Wissenschaft, ein Unternehmen, die Bundesbehörde für die Verwaltung der Arbeitslosen, eine Agentur für Arbeit. Politische Begrifflichkeit ist zu einem Entsorgungspark begrifflicher Euphoristik geworden. Es treten auf: Ein Dienstleister, der suggeriert, Arbeitsplätze schaffen zu können. Politiker, die nahelegen, entscheiden zu können. Manager, die unterstellen, unternehmen zu können. Ihnen allen, der ehemalige Bertelsmann Chef Middelhoff ist ein beredtes Beispiel dafür, ist gemein, dass sie sich für unwiderstehlich überlegen halten. Was sie sich denn auch ständig gegenseitig bestätigen. Die Info-Elite, von Hubert Burda und seinem führenden Journalisten, dem ehemaligen Chefredakteur von „Ein Herz für Tiere“ aus Marketinggründen (SIC!) erschaffen, hat zu ihrer Rolle gefunden. An die Spitze gekommen, haben sie mithilfe hochbezahlter Hofnarren behauptet, Bescheid zu wissen und deshalb unendlich hohe Einkommen eingestrichen. Falls doch mal klammheimliche Zweifel aufkamen, halft der Blick auf das Einkommenskonto, Zweifel an sich selbst zu überwinden. So haben wir uns die unsere gesellschaftliche Elite nur in unseren bösesten Träumen vorgestellt.

Die reale Welt ist alternativlos geworden. Weil wir unserer Phantasie zu wenig Raum gelassen haben, über unterschiedliche Wege und Ideen nachzudenken.

Wir bewegen uns am Ende des neoliberalen Zeitalters. Wir bemerken, dass irgend etwas nicht mehr passt. Und deshalb schmerzen die Sprüche der vergangenen Jahrzehnte besonders.

Das Motto lautete über die Jahre: Leistung muss sich wieder lohnen. Und was nicht ausgesprochen wird: Versagen soll sich beser mal nicht auszahlen. Die Zeche sollen dann lieber andere bezahlen.

Und so pochen sie selbst jetzt, wo das Zockersystem an sein Ende gekommen ist, weiter auf Boni und Leistungszulagen, wo doch kollektives Versagen eher einen zehnjährigen Zuchthausaufenthalt wegen der Gründung einer Kriminellen Vereinigung verdient hätte. Was ist der Überfalla auf eine Bank gegen eine Gründung derselben?

Der Clou: Die Banken, die jetzt schon wieder Gewinne schreiben, schreiben sie deshalb, weil sie ihre Kunden, die sie als Geiseln genommen haben, jetzt beraten, wie sie aus dem Schlamassel, das sie angerichtet haben, wieder herauskommen. Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, hies das vor einiger Zeit.

DIW Chef Zimmermann gebührt Dank. Er allein hat die mentale Kapitulation der Info-Elite eingestanden. Sein Eingeständnis, man könne jetzt keine Prognosen abgeben, weil die Zukunft nicht vorhersagbar sei, bestätigt, dass die Wettermache des Kapitalismus nur für die Schönwetterprognosen zuständig sind, bei Regenwetter und Unwetter, also dann, wenn Sachverstand gefragt wäre, zum Schweigen neigen. O-Ton: Zimmermann hatte eine breite öffentliche Diskussion ausgelöst, nachdem er in der Financial Times Deutschland vor einem „Wettlauf um die schlechtesten Zahlen“ und einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung gewarnt hatte. Es gehöre zur intellektuellen Redlichkeit festzustellen, dass das genaue Ausmaß der Finanzkrise derzeit nicht exakt beziffert werden könne, so Zimmermann gegenüber der FTD. In einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung hatte Zimmermann zugleich auf die durch die weltwirtschaftliche Krise bedingte extreme Unsicherheit von Konjunkturprognosen hingewiesen. Ein besonderes Ausmaß an Unklarheit besteht derzeit auch in Hinblick auf Umfang und Wirkungsweise der weltweit zu erwartenden wirtschaftspolitischen Reaktionen auf die Krise. Zimmermann warnte, der zu beobachtende Abwärtswettlauf der Prognosen berge die Gefahr, die Schwere und Länge der Wirtschaftskrise zu verschärfen. „In dieser Situation muss die Frage erlaubt sein, ob es nicht besser wäre, auf die Veröffentlichung neuer Prognosen für eine Weile zu verzichten.“ In extrem vernetzten, schnell rotierenden Mediengesellschaften könne auch die Berichterstattung Einfluss auf realwirtschaftliche Entwicklungen haben. (gesamt unter http://www.diw.de/deutsch/pressemitteilungen/92839.html)

Jedoch: Die ernsthafte Diskussion über Wege nach der Krise, ist bereits wieder im Schwinden begriffen, neue Schweine werden durchs Dorf getrieben, die systemischen Grenzen unseres Systems werden wieder asus dem Scheinwerferkegel der Bühnenbeleuchtung gebracht.

Die größtmögliche Verblendungsdiskussion führen übrigens diejenigen, die noch immer den in den klassischen Schützengräben verbleiben. Die beiden großen Schützengräben verlaufen zwischen den Politikern, die noch immer darauf rekurrieren, dass DIE WIRTSCHAFT schuld sei, während DIE WIRTSCHAFT und vor allem DIE FINANZWIRTSCHAFT darauf rekurriert, dass es gerade DIE POLITIK war, die die Wirtschaft auf die falsche Fährte der gezinkten Karten, Leerverkäufe, Optionen, Strukturierte Papiere geführt hat. Schuld war am Ende niemand, alle waren wohl alimentierte OPFER eines Systems, dessen Kosten dritte zu tragen haben.

Es bleibt die Frage: Wie kann es gelingen, echte Kontroversen über die Zukunft unserer Gesellschaft zu führen. Wie werden Risikobereitschaft, Verantwortungsbewußtsein wieder in den Chefetagen der Gesellschaft heimisch. Und wie kann es gelingen, Zukunft neu und vielfältig zu denken.

Wir stehen am Anfang. Aber wir machen uns auf den Weg.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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