Jetzt sind wir eigentlich keinen Schritt weiter. Das griechische Parlament hat zwar die Vorleistungen beschlossen, also sozusagen die Sachlage anerkannt, Zypras hat sich aber gleichzeitig davon distanziert. Wer sich auf eine solche Haltung einlässt, hat schon verloren.
Jetzt wieder eine Portion Milchmädchenlogik. Ja, mir ist schon bewußt, dass ein Grexit auch die deutsche und die europäische Wirtschaft treffen würde. Das muss man laut aussprechen. Aber dennoch möchte ich allen, die immer alternativlos an Griechenland und Euro festhalten, entgegnen: Ein Land, das sich der ökonomischen Realität verweigert, ein Land, in dem die politische Klasse, und zwar ausnahmslos, sich unwillig zeigt, Strukturen zu etablieren, die Verlässlichkeit, Funktionalität und Leistungskraft des Landes freisetzen, ein Land, deren Bevölkerung immer wieder diejenigen wählt, die sie weiter an den Abgrund drängen, das muss lernen, die Konsequenzen ihres Handelns auch zu sehen. Vor diesem Hintergrund war Schäubles Argumentation, entweder Einlassen auf die Bedingungen oder partiellen Austritt aus dem Euro logisch, vernünftig und verantwortungsethisch. In einer Situation, in dem die Führung eines Landes, und ihre Bevölkerung, sagt, wir wollen am Euro festhalten, aber wir wollen die Geschäftsbedingungen nicht akzeptieren, ist es zwar hart (übrigens nicht „kalt“), aber fair, dem Land die Alternativen aufzuzeigen.
Ich finde es einen Verfall politischer Kultur, wenn jetzt im politischen Raum so getan wird, als ginge es darum, immer nett miteinander zu sein. Klar ist die Bild-Kampagne Mist. Klar ist Strobl halt einfach der schlicht gestrickte Schwiegersohn. Klar ist das alles nicht hilfreich. Aber Schäuble vorzuwerfen, dass er, in der ihm eigenen preussischen Klarheit sagt, was die Alternativen sind, halte ich für grundfalsch.
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